Optionsstrategie: Long Call

Optionsstrategie: Long Call

🟢 Was ist ein Long Call?

Eine Call-Option ist eine der beiden grundlegenden Optionsarten im Börsenhandel.
Der Käufer einer Call-Option hat das Recht, aber nicht die Pflicht, 100 Aktien (oder Anteile des Basiswerts) zum festgelegten Strike-Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen.

Die Long-Call-Strategie ist bullisch ausgerichtet:
Du setzt darauf, dass der Kurs des Basiswerts steigt, um von der Wertsteigerung zu profitieren.

  • Profitpotenzial: unbegrenzt
  • Verlustpotenzial: begrenzt auf die gezahlte Prämie

📘 Wichtige Begriffe bei Call-Optionen

Es ist hilfreich, die Grundbegriffe rund um den Strike-Preis (Ausübungspreis) zu kennen:

  • In-The-Money (ITM): Der Aktienkurs liegt über dem Strike-Preis.
  • At-The-Money (ATM): Der Aktienkurs entspricht dem Strike-Preis.
  • Out-of-the-Money (OTM): Der Aktienkurs liegt unter dem Strike-Preis.

👉 Optionen, die Out-of-the-Money sind, verfallen wertlos.
Optionen, die In-the-Money sind, besitzen zum Ablaufzeitpunkt inneren Wert.

Aber Achtung:
Das bedeutet nicht automatisch, dass eine ITM-Option Gewinn bringt – du musst auch die bezahlte Prämie berücksichtigen.
Beispiel:
Wenn du 5 $ für den Call bezahlt hast und die Option nur 2 $ ITM ist, verlierst du 3 $.
Um breakeven zu erreichen, muss die Option mindestens so weit im Geld sein, wie du bezahlt hast.

 

🎯 Ziel: Break-even und Gewinnzone

Um zum Verfallstermin (Expiration) Gewinn zu erzielen, muss der Kurs des Basiswerts über dem Strike-Preis + der gezahlten Prämie liegen.

Beispiel:
Du zahlst 5 $ für einen 100 $-Call.
Wenn der Kurs der Aktie bei 103 $ steht, verlierst du noch 2 $ (200 $ pro Kontrakt), da die Prämie noch nicht verdient ist.
Erst oberhalb von 105 $ + 5 $ = 110 $ beginnt der Profit.

Darum gilt:
Je weiter der Kurs über deinen Strike steigt, desto größer dein Gewinn.
Sonst riskierst du, dass die Option wertlos verfällt – was häufig zu emotionalem Trading oder Panikverkäufen führt.

💡 Du kannst die Option aber jederzeit vor Ablauf verkaufen, um Gewinne (oder Verluste) zu realisieren.
Dann liegt der Break-even oft tiefer, da noch Zeitwert in der Option steckt.

Auswirkung der Zeit (Theta-Verfall)

Eine Call-Option verliert mit der Zeit an Wert, selbst wenn der Kurs gleich bleibt.
Dieser Effekt heißt Theta Decay oder Zeitwertverfall.

  • Je näher der Verfallstag rückt, desto schneller sinkt der Zeitwert.
  • Der stärkste Verfall tritt in den letzten Tagen oder Wochen vor dem Ablauf ein.

Das liegt daran, dass mit jeder vergehenden Stunde die Wahrscheinlichkeit für starke Kursbewegungen sinkt.
Eine OTM-Option kann Monate vorher noch Wert besitzen, wird aber kurz vor Ablauf stark an Wert verlieren, falls sie weiterhin OTM ist.

Ein steigender Kurs oder zunehmende Volatilität (Vega) kann den Zeitverfall ausgleichen oder überkompensieren.

Fehlen diese Faktoren, verliert ein Call automatisch an Wert, bis nur noch der innere Wert (ITM-Anteil) bleibt.
OTM-Calls sind am Ablauftag wertlos.

 

⚡️ Einfluss der Volatilität (Vega)

Volatilität ist einer der entscheidendsten, aber auch unberechenbarsten Faktoren beim Optionshandel.
Sie beschreibt, wie stark ein Kurs schwankt – und beeinflusst direkt den Preis einer Option.

Wenn die implizite Volatilität (Implied Volatility, IV) steigt,
steigen auch die Optionspreise.
Sinkt die IV,
fallen die Optionspreise.

Die implizite Volatilität wird aus dem Optionspreis selbst berechnet.
Wenn also viele Trader bereit sind, mehr für eine Option zu zahlen,
erhöht das die IV – ein Zeichen dafür, dass der Markt stärkere Kursbewegungen erwartet.

 

📈 Warum steigt die IV?

Ein typischer Grund ist z. B. ein anstehendes Ereignis, das starke Marktreaktionen auslösen könnte:

  • Quartalszahlen (Earnings)
  • Wichtige Unternehmensmeldungen
  • Wirtschaftsdaten oder Zentralbankentscheidungen

Beispiel:
Vor den Earnings einer Aktie erwarten Trader starke Kursschwankungen.
Viele kaufen daher Calls (oder Puts), um davon zu profitieren.
Die erhöhte Nachfrage treibt den Preis der Option – und damit die IV – nach oben.

Nach dem Ereignis fällt die IV meist schlagartig wieder ab – dieser Effekt wird „IV Crush“ genannt.
Das bedeutet: Auch wenn der Kurs in deine Richtung läuft, kann deine Option trotzdem an Wert verlieren,
weil die implizite Volatilität einbricht.

Vorteile einer Long-Call-Strategie

  1. 💰 Geringer Kapitaleinsatz:
    Der Kauf eines Calls kostet deutlich weniger als der Kauf von 100 Aktien.
    Du erhältst also hohe Hebelwirkung mit wenig Kapital.
  2. 🚀 Unbegrenztes Gewinnpotenzial:
    Steigt der Basiswert stark, kann der Gewinn theoretisch unbegrenzt steigen.
  3. 🛡️ Begrenztes Risiko:
    Der maximale Verlust entspricht nur der gezahlten Prämie.
    Du kannst nie mehr als 100 % deiner Investition verlieren.
  4. 🧩 Flexibilität:
    Du kannst deine Option vor Ablauf verkaufen, um Gewinne zu sichern oder Verluste zu begrenzen.
 

⚠️ Nachteile & Risiken

  1. Zeit arbeitet gegen dich:
    Durch den Theta-Verfall verliert deine Option täglich an Wert,
    wenn der Kurs sich nicht schnell genug in deine Richtung bewegt.
  2. 📉 Totalverlust möglich:
    Wenn der Kurs den Break-even nicht erreicht, verfällt die Option wertlos.
    Während du bei Aktien meist nur Buchverluste hättest, ist hier das Kapital weg.
  3. 🔥 Hoher Hebel = hohe Schwankung:
    Schon kleine Kursrückgänge können deinen Call deutlich abwerten.
    Das kann emotional belastend sein, besonders für Einsteiger.

🧠 Tipps für erfolgreiches Long-Call-Trading

  1. Plane deinen Trade im Voraus.
    Lege fest, wie weit du den Kurs gegen dich laufen lässt, bevor du verkaufst.
    Nutze (wenn möglich) einen Stop-Loss oder eine Zeitregel, um Emotionen zu vermeiden.
  2. Wähle den richtigen Strike-Preis.
    • Konservativ: ITM-Calls mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit, aber höherem Preis
    • Spekulativ: OTM-Calls mit niedrigem Preis und höherem Risiko
 

💰 Profit /Loss Diagramm

Long Call Profit-Loss-Diagramm zeigt den Verlauf von Gewinn und Verlust in Abhängigkeit vom Aktienkurs. Begrenzter Verlust, unbegrenzter Gewinn bei steigenden Kursen.
Long Call P/L von optionstrat.com: klicke gerne auf das Bild um zu optionstrat zu gelangen (TOC Affiliate)

🧮 Mathematik hinter dem Long Call

Der Wert einer Call-Option am Ablaufdatum lässt sich mit einer einfachen Formel bestimmen:

 

Das bedeutet:

  • Wenn der Kurs unter dem Strike liegt → Option wertlos.
  • Wenn der Kurs über dem Strike liegt → Option hat inneren Wert.

Beispiel:

  • Strike = 100 $
  • Kurs am Verfall = 105 $
    → Innerer Wert = 5 $

Du hast also das Recht, 100 Aktien zu 100 $ zu kaufen und sie für 105 $ zu verkaufen,
was 5 $ Gewinn pro Aktie ergibt.

Die Formel für den Break-even-Point lautet:

 

Wenn du z. B. 5 $ Prämie für eine 100 $-Option zahlst,
musst du also einen Kurs von 105 $ oder höher erreichen, um Gewinne zu erzielen.

📊 Beispielrechnung

Parameter

Wert

Basiswert

Aktie XYZ

Aktueller Kurs

100 €

Strike

105 €

Optionsprämie

2 €

Break-even

107 €

Max. Verlust

2 €

Max. Gewinn

unbegrenzt

 

🧩 Zusammenfassung der Long-Call-Strategie

Merkmal

Beschreibung

Richtung

Bullisch

Kategorie

🟢 Anfänger

Risiko

Begrenzt auf gezahlte Prämie

Gewinnpotenzial

Unbegrenzt

Ideale Marktphase

Steigender Kurs / Zunehmende Volatilität

Ziel

Profitieren von Kursanstieg mit geringem Kapitaleinsatz

Hauptfaktoren

Kursbewegung, Zeitwert, Volatilität

 

💬 Fazit

Die Long Call Strategie ist der ideale Einstieg für Trader, die mit begrenztem Risiko vom Marktaufwärtstrend profitieren wollen.
Sie bietet hohes Gewinnpotenzialüberschaubare Verlustrisiken und ist der Grundbaustein vieler komplexerer Optionsstrategien.

Ein Long Call ist besonders sinnvoll, wenn du:

  • bullisch auf einen Markt eingestellt bist,
  • Volatilität erwartest,
  • und dich mit den Grundlagen der Greeks (Delta, Theta, Vega) vertraut machen möchtest.

 

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